Predigttext Erster Sonntag nach Trinitatis, 14. Juni 2020

Katharina Stähler

Predigttext: Apostelgeschichte 4, 32-37
Die Gütergemeinschaft der ersten Christen
Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte. Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.
Gedanke:
Was für ein Traum. Man möchte gar nicht mehr aus ihm erwachen. So hätte es Lukas gerne, so hätten es die Apostel gerne, so hätten wir alle unsere Gemeinde gerne. Ein Traum von einer Gemeinde.
Ob es wirklich so war? Oder ob Lukas, der von der befreienden Botschaft Jesu erfüllt war, mit arg rosa Brille das Zusammenleben der ersten Gemeinden beschrieben hat?
Aber wen interessiert schon die Wirklichkeit, wenn es so einen Traum von ihr gibt? Wir dürfen diesen Traum erzählen, so, wie er dasteht. Und weiter denken. Vielleicht ist gerade diese Corona-Zeit eine einmalige Gelegenheit darüber nachzudenken, worauf es denn wirklich ankommt? Wie Vieles hat sich angesammelt in unserem Denken, in unseren Traditionen, das es so vielleicht gar nicht mehr braucht. Und wir können auf eine wunderbare Art befreit mit-träumen.
Frage 1): Wenn ich mir überlege, wie die vergangenen Wochen und Monate waren: Was hat mir wirklich gefehlt in der Gemeinde? Worauf kann ich gut verzichten? Was ist mein Traum einer Gemeinde?
Gedanke:
Es ist eine Utopie, der Entwurf einer möglichen, zukünftigen Art Gemeinde zu leben. Im Laufe der Kirchengeschichte wurden immer mal wieder wurden Versuche unternommen, so zu leben. Wir denken zum Beispiel an Franz von Assisi, der die totale Besitzlosigkeit predigte und alles aufgab, um Gott loben zu können und den Menschen zu dienen. Jedenfalls war damals die Hoffnung, dass die Zukunft viel besser sein würde als das, was man im Jetzt erlebte.
Zurzeit hat man eher den Eindruck, dass der Blick in die Zukunft mit Angst besetzt ist: Klimakatastrophe, eine Zunahme an menschenverachtenden Diktaturen, womöglich nächste Viren, die das menschliche Leben weltweit lahmlegen, Angst vor seltsamen Verschwörungen, …
Aber - nur die Katastrophe zu erwarten, das geht nicht. Das schränkt den Blick ein und lenkt unser Denken in vorbestimmte Bahnen, negative Bahnen. Die negative Prophezeiung erfüllt sich ja meist von selbst.
Frage 2): Was nehme ich aus dieser Zeit mit in die Zukunft?
Gedanke:
Lukas zeigt in dieser Beschreibung der ersten Gemeinde, was möglich ist. Manchmal ist Heiles möglich, und auch Heilung. Wir könnten uns auf den Weg machen – den Traum im Herzen und vor Augen. Wir könnten so sein in unserer Gemeinde, wie Lukas es sich erträumt. Wir könnten … Und warum sind wir es oft nicht? Vermutlich, weil uns die eigenen Wünsche und Interessen wertvoller erscheinen als die Interessen vieler. Das muss aber nicht so bleiben. Wir können anders werden. Den Traum des Lukas vom Heilen im Herzen und vor Augen. Der Traum ist aller Mühe wert.
Gebet
Gott, du führst uns in die Zukunft und traust uns das Unbequeme zu, du traust uns zu, groß zu sein und andere groß zu machen. Du zählst auf uns.
Hilf uns, Herausforderungen zu bewältigen. Hilf uns, alles für eine heile Zukunft zu tun und uns und die Welt zu verändern. Wir sind skeptisch, ob wir es schaffen. Wir bitten dich um Kraft und Mut, um Hoffnung und genügend Liebe.
Gott, du Schöpferkraft, unaufhörlich schaffst du das Leben. Du bist der Raum, in dem wir sind, und die Zeit, die uns trägt. Wir vertrauen darauf, dass wir in deiner Gegenwart heil sind und bleiben. Amen
Persönliche Fürbitten und Vaterunser
Segen
Der Segen des Gottes von Sarah und Abraham, ?der Segen des Sohnes, von Maria geboren?und der Segen des Heiligen Geistes,?der über uns wacht wie eine Mutter über ihre Kinder,?sei mit uns allen.
Amen

12 Juni 2020